Eines schönen Tages vor einiger Zeit klingelte das Telefon. Eine Agentur war dran. Ob denn der Hubschrauber gechartert werden kann und ob man den filmen darf, sie hätten da ein Projekt. Nun ist mir bekannt, dass Agenturen für irgendwelche Filmprojekte meistens relativ wenig über Hubschrauber wissen, was da überhaupt machbar und möglich ist und was nicht, dafür aber eine blühende Fantasie und große Ideen haben. Die Vorstellungen sind teils wie aus US-Action-Filmen wie in etwa: “Der Bösewicht steht auf einem Hochhaus am Marienplatz in München und hängt sich an die Kufen des anfliegenden Fluchthubschraubers, der ihn von dort einsammelt.” Jawoll.  Es kam auch einmal eine Anfrage, ob man einen Mann an einem Seil am Heli hängen lassen kann, bis er sich nicht mehr halten kann und dann in den darunter liegenden Ammersee fällt. Aus geringer Höhe natürlich. Äh, mal kurz nachdenken … nein! Das klang mir im Nachhinein sehr nach Joko und Klaas’ “Duell um die Welt” oder “Circus Halligalli”. Die haben da einen Haufen verrückte Sachen gemacht. Auch mit Hubschraubern – an dieser Stelle Grüsse an die Kollegen in Berlin.

Jedenfalls stellte sich heraus, dass es sich bei der aktuellen Anfrage um einen Werbegag eines Online-Schuh-Versandhauses handelt, das hier nicht genannt werden soll. Ausser, dass es mit “Z” anfängt. Und mit “alando” aufhört. Na gut, ich verrate es – es handelte sich um Zalando. Die Kampagne hiess “Jetzt oder nie”. Darin konnten sich Menschen wie bei einem Gewinnspiel darum bewerben, mit einem Prominenten etwas ganz Aussergewöhnliches  zu tun. Sie würden aber erst unmittelbar vor dem Ereignis selbst darüber informiert werden, dass sie gewonnen haben und müssen sofort mitkommen. Jetzt oder nie eben. Im konkreten Fall sollte der Gewinner mit dem Prominenten Hubschrauber fliegen, während dieser den Heli selber steuert. Natürlich mit mir als Fluglehrer zur Unterstützung. Damit das Ganze vernünftig dokumentiert wird, soll auch der Kameramann mitfliegen. Damit wäre der Heli dann voll: Ich vorne rechts, der Prominente vorne links, der Gewinner hinter mir und der Kameramann hinten links.

Und bevor man fliegt, soll am Flugplatz noch etwas gefilmt und zur Erläuterung in die Kamera gesprochen werden. Nachdem das OK des Flugplatzchefs eingeholt worden war und auch Handelseinigkeit erzielt wurde, kam dann der Name des Promis:  Palina Rojinski. Der Name sagte mir spontan nichts. Ich habe dann gegoogelt und auf dem Foto kam sie mir dann doch bekannt vor. Bloss woher?  Achja, im Film “Männerherzen” einige Jahre davor spielte sie ein nicht sehr gesangsbegabtes aber dafür umso mehr oberweitenausgestattetes Sternchen, das den frauenfressenden Produzenten gespielt von Till Schweiger von einem Plattenvertrag überzeugen will. Der will die Dame noch eine Weile geniessen, indem er ihr eine “aussergewöhnliche Stimme” bescheinigt und schafft es erst zum Schluss nicht nur mit ihr sondern auch mit vielen anderen reinen Tisch zu machen und die Wahrheit zu sagen. Egal – das war nur eine kleine Rolle in einer Komödie von 2010. Hier haben wir nun die echte Palina vor uns, die niemanden spielt, sondern sie selbst ist.

Der Plan war, dass das Team mit Kameramann, Assistenten und wer nicht noch alles (insgesamt wohl an die 10 Personen) gegen 10 Uhr am Flugplatz auftauchen. Und die Lokation analysiert wird, wo was gefilmt und in die Kamera gesprochen wird. Ich habe der Truppe zunächst erklärt, wie man sich am Flugplatz mit Flugbetrieb zu verhalten hat und wie nicht. Hat am Ende fast immer gut geklappt. Die Anspannung vor und während der Aktion war allen deutlich anzumerken. Palina traf dann auch ein, mit dem Wagen vom Flughafen München abgeholt, wo sie aus Berlin eintraf. Und dann wurde erstmal eine ganze Weile umgekleidet, geschminkt und moderiert. Der Gewinner stellt sich als junge Frau namens Sarah im Alter von 25 heraus. Sie trudelte ebenfalls ein und wurde mit verbundenen Augen auf den Flugplatz geführt. Als sie vor Palina stand wurde vor laufenden Kameras die Augenbinde abgenommen. Sie muss dann vermutlich ähnlich reagiert haben wie: “Huch! Ich bin an einem Flugplatz – Huch! Da steht ja Palina Rojinski vor mir.” Sofern sie sie sofort erkannt hat. Es war ähnliches Wetter wie derzeit im Juli – sehr warm und zum Nachmittag hin zunehmend gewittrig. Da die ganze Filmerei und Moderiererei am Boden sich doch etwas zeitlich in die Länge zog, blickte ich mit Sorge auf das Radarbild, das an den Südspitzen von Ammersee und Starnberger See erste Anzeichen von Gewitterwolkenentwicklung zeigte. Schliesslich traf noch irgendwann die Münchner Presse ein und machte Fotos. Palina wurde dann von mir turbomässig in das Steuern des Helis eingewiesen, wobei ich den Eindruck hatte, dass sie mit maximal 50% Aufmerksamkeit zuhörte. Sie schien verständlicherweise mehr darauf bedacht, dass Ihr niemand unter den Minirock fotografieren konnte. “Kann man mir da einer reinleuchten wenn ich so sitze??” Wir sind dann endlich mit dem Heli losgeflogen.

palina rojinski hubschrauber zeitung muenchen

Am nächsten Tag ein kurzer Bericht in einer Münchner Zeitung. (Quelle: Bild München)

Die mittlerweile doch deutliche Gewitterwolke stand geschätzt zwischen Südspitze Starnberger See und Weilheim und verhinderte einen Flug in diese Richtung. Also sind wir etwa ab Starnberg Richtung München – einmal entlang der A99. Es wurden die richtigen Bilder gemacht, die richtigen Filmchen eingefangen mit Palina kurz am Steuer. Der Heli wackelte etwas im Wind des weit entfernten Wolkenturms und die Gesichtsfarbe der Mädels begann, sich zu verändern. Das Wackeln war wirklich nicht schlimm. Ich war es ohnehin gewohnt und der Kameramann hatte einen Mordsspass, obwohl er ständig durch das Objektiv sehen musste. Die Mädels taten mir wirklich leid mit ihren mittlerweile grünen Gesichtern. Sie hielten aber den Rest des Fluges tapfer durch. Ich tat mein möglichstes, um die beiden besonders sanft zurückzufliegen. Zurück am Boden in Jesenwang waren die beiden sehr froh. Dort entstand dann das Foto oben in der Zeitung :-), wenn ich mich recht erinnere. Nachdem nun alles fertig gedreht war und die Gesichtsfarbe sich wieder in Richtung normal verändert hatte, gab es endlich etwas zu essen. Während sich alle umzogen, wurde in der Halle neben dem Heli eine Biergarten-Garnitur aufgebaut und ein leichter Snack vorbereitet. Ich schmiss mich wieder in mein T-Shirt – bei den sommerlichen Temperaturen von 35 Grad deutlich angenehmer. Eine Breze half dann den Mädels den Rest der grünen Farbe aus den Gesichtern verschwinden zu lassen und eine Art entspannte Freizeitstimmung kam auf. Irgendwann schaute mich Palina dann fast schon etwas entsetzt an und sagte “Dirk! Wir haben ja noch gar kein Selfie gemacht!”

palina rojinski pilot hubschrauber heliflieger

Palina nach der Pause. Gesicht nicht mehr grün, das niedliche Lächeln ist wieder da.

Spätestens ab diesem Moment mochte ich sie. Weil sie ja seitdem weiter erfolgreich an ihrer Karriere gearbeitet hat, sehe ich sie öfters im Fernsehen für Shampoowerbung, in skurrilen Aktionen mit Joko und Klaas oder in Beiträgen über ihre Heimat Russland anlässlich der Fussballweltmeisterschaft. Ich kann jedenfalls von mir behaupten, dass Palina Rojinski einmal fast in meinen Heli gereihert hat. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal ein Wiedersehen – die Welt ist besonders aus der Heli-Perspektive sehr klein.

Leider habe ich keine Homepage von Palina gefunden, daher hier einfach ihr facebook-Profil.

Von der Zalando-Aktion gibt es hier einen kurzen Clip auf youtube