Als Hubschrauberpilot werde ich bei Rundflügen oft gefragt, ob ich mich irgendwo anmelden muss, wenn ich mit dem Hubschrauber einen Rundflug in Jesenwang starte? Diese Frage ist üblicherweise nicht einsilbig zu beantworten.
Die meisten Passagiere kennen das Fliegen nur vom Urlaubsflieger. Dieser startet üblicherweise von größeren Flughäfen wie München oder Frankfurt und nicht auf einem kleinen Flupgplatz wie zum Beispiel nahe dem kleinen Ort Jesenwang bei Fürstenfeldbruck im Raum München. Diese großen Ferienflieger-Flughäfen sind aber im Gegensatz zu Jesenwang von sogenannten Kontrollzonen umgeben. Hier darf nur nach vorheriger Anmeldung per Funk und Freigabe des zuständigen Fluglotsen und nach dessen Anweisung ein- oder durchgeflogen werden. Auch jede Bewegung auf dem Rollfeld sowie natürlich das Starten und Landen darf nur nach vorheriger Freigabe erfolgen. Sogar für das Anlassen der Triebwerke muss eine Genehmigung von “Ground Control” eingeholt werden. Diese Kontrollzonen (kurz: CTR) sind in unseren speziellen Luftverkehrskarten rot und mit dem Buchstaben D (Delta) gekennzeichnet. Weshalb da in Klammern “Delta” steht, können Sie in diesem Blogbeitrag nachlesen: Ein Whiskey über München. Der Luftraum über diesen Kontrollzonen staffelt sich üblicherweise pilzartig nach oben. Er wird nach oben hin immer grösser und breiter, etwa wie eine umgekehrte Hochzeitstorte. In diesen Lufträumen fliegt der Urlaubsflieger permanent und befindet sich so immer in kontrolliertem Luftraum unter permanenter Überwachung und in ständigem Kontakt zu einem Lotsen.
Zur Flugvorbereitung und Flugplanung gehört auch die Luftraum-Analyse
Ganz anders beim kleinen Flugplatz nahe des Örtchens Jesenwang. Der Flugplatz Jesenwang befindet sich, so wie die meisten anderen kleinen Flugplätze übrigens auch, im Luftraum G (Golf). Hier befinden wir uns im unkontrollierten Luftraum und die Navigation erfolgt nach Sichtflugregeln. Das heißt, in Jesenwang melden wir uns auch per Funk bei unserem Lotsen im Kontroll-Turm oder Tower. Alle weiteren Bewegungen auf dem Rollfeld sowie in der Luft erfolgen aber nach eigenem Ermessen. Wir müssen den Luftraum um uns herum also stets nach anderen Luftfahrzeugen abscannen und gegebenenfalls entsprechend ausweichen. Hier gelten klare Regeln, wie zum Beispiel das aus dem Strassenverkehr allseits bekannte “rechts vor links”. Neuerdings kommen leider auch verstärkt Drohnen unwissender Hobbyflieger dazu.An schönen Wochenenden hat man rund um die schönen Münchner Seen als Hubschrauberpilot also schon mal ganz gut zu tun.
Neben Kontrollzonen müssen wir bei der Flugplanung unserer Route noch einige weitere Punkte beachten. „Flugbeschränkungsgebiete“, in den Karten rot markiert als „ED-R“ mit “R” für “restricted areas”, dürfen nicht ohne weiteres durchflogen werden. Hier handelt es sich z. B. um militärisches Gebiet oder besondere Gebäude wie etwa ein Atomkraftwerk. „ED-R“ können dauerhaften oder nur temporären Beschränkungen unterliegen. Das heißt, dass sie manchmal aktiv sind, und manchmal nicht. Das können wir bei Bedarf einem Informationsdienst der Deutschen Flugsicherung über Funk erfragen. Auf jeden Fall gehört all dies zu einer fundierten Flugplanung.
Die Lufträume von oben …
… und von der Seite
Für den Luftraum C (Charlie) gilt im Wesentlichen das Gleiche wie für den Luftraum D. Ein- und Durchflug nur nach vorheriger Flugverkehrskontrollfreigabe. Der Luftraum E (Echo) ist gewissermaßen ein Mix aus dem oben gesagten, es handelt sich prinzipiell um kontrollierten Luftraum. Fliegen wir aber nach Sichtflugregeln auch VFR für “Visual Flight Rules” genannt, dürfen wir in diesen Luftraum ohne Freigabe einfliegen. Fliegen wir aber nach Instrumentenflugregeln (IFR = Instrument Flight Rules), ist eine Freigabe erforderlich.
Dazu kommt noch, dass je nach Luftraumtyp unterschiedliche Sichtminima, vertikale und horizontale Mindestabständen zu Wolken und Geschwindigkeitsbeschränkungen gelten. Die Lufträume haben auch unterschiedliche vertikale Ausdehnungen. Da wir bei unserem Rundflügen aber zumeist in den Lufträumen Echo oder Golf herumfliegen, interessieren uns die Feinheiten der anderen oberen Lufträume nicht wirklich. Bei unseren Rundflügen fliegen wir in der Regel nicht so hoch, damit wir am Boden noch alles erkennen können. Wir bewegen uns meist zwischen 300 und 700 Meter über Grund. Wann dürfen wir Sie an Bord begrüssen?